Enge in der Brust, Probleme beim Luftholen und ein ständiges Gefühl von Abgeschlagenheit - all das können Symptome einer Herzmuskelentzündung sein. Die Anzeichen sind jedoch nicht immer eindeutig. Wie eine Myokarditis entsteht, wie ein Arzt die Diagnose feststellt und wie die Krankheit behandelt wird, lesen Sie in unserem Magazin.
Definition: Was ist eine Herzmuskelentzündung?
Bei einer Herzmuskelentzündung, in der Fachsprache „Myokarditis“ genannt, handelt es sich um eine Entzündung des Herzmuskels. Die Funktion des Herzmuskels wird durch die Entzündung beeinträchtigt. Aufgrund der uneindeutigen Symptome merken viele Menschen nicht, dass sie an einer Herzmuskelentzündung erkrankt sind. Daher lässt sich schwer beziffern, wie viele Betroffene es jedes Jahr gibt.
Am häufigsten betroffen sind junge Männer. Bei Sportlerinnen und Sportlern gilt Myokarditis als die häufigste Ursache für einen plötzlichen Herztod. Die Entzündung des Herzens kann als Folge einer Infektion, durch bestimmte Medikamente oder auch durch andere Faktoren ausgelöst werden.
Was sind die Ursachen einer Herzmuskelentzündung?
Eine Herzmuskelentzündung (Myokarditis) ist eine Entzündung des Herzmuskels und kann durch eine Vielzahl von Faktoren verursacht werden. Grundsätzlich wird unterschieden, ob als Auslöser der Herzmuskelentzündung eine Infektion vorliegt oder der Grund nicht-infektiös ist. Seltener sind nicht-infektiöse Auslöser.
Infektiöse Myokarditis
Die häufigste Ursache für eine Herzmuskelentzündung ist eine Infektion mit Viren. Nach dieser entzünden sich Zellen im Muskelgewebe des Herzens, dem Myokard.
In der Regel bekämpft unser körpereigenes Immunsystem eindringende Erreger, wie Viren und Bakterien, erfolgreich. Gelangen doch Viren durch das Blut bis zum Herzmuskel und schädigen diesen, dann tritt eine Myokarditis auf. In den meisten Fällen regeneriert der Körper geschädigte Strukturen von selbst und die Entzündung des Herzmuskels heilt wieder ab.
In jedem fünften Fall kann als Langzeitfolge jedoch eine chronische Herzschwäche zurückbleiben. Es kommt zu einer fortwährenden Schädigung der Herzmuskelzellen, da die Infektion vom Körper nicht erfolgreich bekämpft werden konnte. Weil sich der Herzmuskel erweitert, kann er nicht mehr kräftig genug pumpen.
Wichtig: Verschleppte Infekte sind die häufigste Ursache einer Myokarditis. Ob nach einem grippalen Infekt oder einer Magen-Darm-Infektion - lassen Sie es nach überstandener Erkrankung ruhig angehen. Viele Menschen möchten schnell wieder Vollgas geben, beim Sport und bei der Arbeit. Davon rät die Herzstiftung allerdings dringend ab. Zu frühe sportliche Aktivitäten nach einem Infekt können eine Herzmuskelentzündung begünstigen.
Die Folgen können eine geschwächte Herzleistung bis hin zu Herzrhythmusstörungen sein. Eine Myokarditis kann sogar zum plötzlichen Herztod führen. Seien Sie daher geduldig und kurieren Sie Infekte ordentlich aus!
Nicht-infektiöse Myokarditis
Im Fall einer nicht-infektiösen Myokarditis geht der Erkrankung, wie der Name schon sagt, keine Infektion voraus. Stattdessen gibt es andere Gründe für die Herzmuskelentzündung. In seltenen Fällen können Medikamente eine Myokarditis auslösen. Aber auch Autoimmunerkrankungen können eine mögliche Erklärung sein. Die therapeutische Bestrahlung des Brustkorbs bei Krebserkrankungen kann in seltenen Fällen ebenfalls die Ursache einer Entzündung des Herzmuskels sein.
Was sind Symptome einer Herzmuskelentzündung?
Die Symptome einer Herzmuskelentzündung sind vielfältig und können von Person zu Person variieren. Sie sind untypisch, was es schwierig macht, eine Myokarditis rechtzeitig zu erkennen.
Beschwerden wie Müdigkeit oder Abgeschlagenheit sind typische Symptome bei einem Infekt. Daher bringen viele Menschen eben diese Symptome eher mit dem Infekt in Verbindung, als an eine Herzmuskelentzündung zu denken. Daher gilt: Hält die Abgeschlagenheit länger an als der Infekt und ist sie zudem besonders stark, dann empfiehlt sich der Gang zur Ärztin oder zum Arzt.
Weitere Symptome, die typisch bei Myokarditis sind, sind Luftnot, Brustschmerzen und Herzrhythmusstörungen. Auch bei anderen Erkrankungen des Herzens, wie Herzschwäche oder dem Herzinfarkt, treten diese Beschwerden auf.
Fällt eine oder mehrere der folgenden Beschwerden zeitlich zusammen mit einem Infekt der Atemwege oder des Magen-Darm-Trakts, holen Sie sich ärztlichen Rat:
- Müdigkeit
- Abgeschlagenheit
- Atemnot
- Brustschmerzen oder Engegefühl in der Brust
- Herzrhythmusstörungen / Herzstolpern
- Schmerzen hinter dem Brustbein
- Wassereinlagerungen in den Beinen
Wie wird eine Herzmuskelentzündung diagnostiziert?
Da die Beschwerden einer Myokarditis unspezifisch sind, nutzen Ärztinnen und Ärzte verschiedene Untersuchungsverfahren, um eine Diagnose zu erhalten. Aus den Symptomen allein lassen sich keine Rückschlüsse auf eine Herzmuskelentzündung ziehen.
Die Diagnose einer Herzmuskelentzündung erfordert eine gründliche Untersuchung des Patienten und eine Reihe von Tests, um die Diagnose zu bestätigen. Diese Tests können helfen, andere mögliche Ursachen für die Symptome des Patienten auszuschließen und die richtige Behandlung zu erhalten.
Elektrokardiogramm (EKG)
Bei einer Entzündung des Herzmuskels können Herzrhythmusstörungen unterschiedlicher Art auftreten. Diese können sehr gefährlich sein. Ein plötzlicher Herztod ist allerdings sehr selten. Ob der Herzschlag beispielsweise zu schnell ist, lässt sich im Elektrokardiogramm (EKG) feststellen. Allerdings schließt ein unauffälliges EKG eine Entzündung des Herzmuskels nicht aus.
Echokardiografie (Herzultraschall)
Kardiologinnen und Kardiologen können Echokardiografien durchführen. Das sind Ultraschalluntersuchungen des Herzens, die eine hohe Aussagekraft bieten. In der Echokardiografie kann die Pumpleistung des Herzens beurteilt werden. Bei einer Myokarditis pumpen die Herzkammern deutlich weniger Blut in den Körper als es bei einer gesunden Herzleistung der Fall wäre. Als Konsequenz können sich die Herzkammern erweitern und die Herzwände dünner werden. Echokardiografien helfen also in jedem Fall, um Erkrankungen des Herzens festzustellen.
Anamnesegespräch
Neben einem Elektrokardiogramm und einer Echokardiografie benötigt das ärztliche Personal bestimmte Informationen bezüglich der Beschwerden. Seit wann bestehen die Symptome und wie sind diese verlaufen? In einem Anamnesegespräch werden Vorerkrankungen wie beispielsweise die Vorgeschichte der Patienten bezüglich Herzerkrankungen besprochen.
Blutuntersuchung
Blutuntersuchungen können die Ärztin oder den Arzt darüber informieren, ob bestimmte Anzeichen einer Entzündung oder einer Infektion im Körper vorliegen, wie zum Beispiel erhöhte Entzündungsmarker oder eine erhöhte Anzahl weißer Blutkörperchen. Auch hier gilt: Normale Blutwerte bedeuten nicht automatisch, dass alles in Ordnung ist.
Kardiale Magnetresonanztomografie (Kardio-MRT)
Eine weitere Möglichkeit krankhafte Vorgänge im Herzen festzustellen, ist eine kardiale Magnetresonanztomografie, kurz Kardio-MRT. Dieses Verfahren eignet sich vor allem zur Verlaufskontrolle bei der Behandlung, denn beim MRT kommen keine Röntgenstrahlen zum Einsatz.
Gewebeentnahme mit einem Herzkatheter
In einigen Fällen kann der Arzt dem Patienten auch eine Biopsie des Herzens empfehlen, um die Diagnose einer Herzmuskelentzündung zu bestätigen. Diese Prozedur erfordert die Entnahme einer sehr kleinen Probe des Herzmuskels, die anschließend unter einem Mikroskop untersucht wird. Für die Entnahme wird ein Katheter von der Leiste aus über die Hauptschlagader bis zum Herzen geschoben.
Wie ist eine Myokarditis zu behandeln?
Wichtig zu wissen: Nicht jede Herzmuskelentzündung muss behandelt werden.
Die Behandlung der Myokarditis hängt von der Art der Entzündung und der Ursache ab und kann in einigen Fällen eine Kombination aus verschiedenen Behandlungen beinhalten. Wird die Herzmuskelentzündung durch eine bakterielle Infektion verursacht, so findet eine Behandlung mit antimikrobiellen Medikamenten statt. Je nach Schwere der Infektion können diese Medikamente intravenös oder oral verabreicht werden. Wurde die Myokarditis hingegen durch eine virale Infektion verursacht, kann eine antivirale Therapie verschrieben werden. In einigen Fällen kann eine Behandlung mit Kortikosteroiden erforderlich sein, um die Entzündung zu reduzieren.
Kardiale Rehabilitation ist ein wichtiger Teil der Behandlung von Myokarditis, da es den Patienten hilft, die Funktion des Herzens zu verbessern und ein gesundes Leben zu führen. Dazu gehören körperliche Aktivitäten wie Gehen, Joggen, Schwimmen und Radfahren, die unter ärztlicher Aufsicht durchgeführt werden müssen. Diese Aktivitäten helfen, die Muskelkraft und Ausdauer zu verbessern, sodass Patientinnen und Patienten ihre täglichen Aktivitäten wieder aufnehmen können.
In manchen Fällen kann eine chirurgische Behandlung erforderlich sein. Dies gilt insbesondere bei Patientinnen und Patienten mit schwerer Myokarditis oder bei solchen, bei denen die konservativen Behandlungsmethoden keinen Erfolg gezeigt haben. In solchen Fällen können eine Herztransplantation oder eine koronare Bypass-Operation erforderlich sein.
Wie lautete die Prognose bei einer Herzmuskelentzündung?
Diagnose Herzmuskelentzündung: Was jetzt? Die Prognose einer Herzmuskelentzündung hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie dem Alter und dem allgemeinen Gesundheitszustand des Patienten. Auch die Art der Entzündung, die Ursache und die Behandlung sind relevante Punkte. In der Regel hat die Mehrheit der Patienten eine gute Prognose, vor allem wenn die richtige Behandlung rechtzeitig eingeleitet wird.
Wir haben bereits gelernt, dass eine Myokarditis eine Entzündung des Herzmuskels ist, die durch verschiedene Infektionen, Autoimmunerkrankungen und andere Faktoren verursacht werden kann. Eine Herzmuskelentzündung kann sich in einer akuten oder chronischen Form manifestieren.
Die Prognose einer Myokarditis ist sehr gut, wenn die Behandlung rechtzeitig begonnen wird. Bei der akuten Form der Erkrankung können Patientinnen und Patienten meist innerhalb weniger Wochen wieder völlig gesund werden. Bei chronischer Myokarditis kann die Prognose allerdings schlechter sein, da sie das Herz und das gesamte Kreislaufsystem schädigen und dies zu schweren Herzrhythmusstörungen und Herzinsuffizienz führen kann.
In solchen Fällen kann es notwendig sein, dass der Patient über einen längeren Zeitraum oder sogar lebenslang unter ärztlicher Beobachtung steht. Eine Myokarditis kann im schlimmsten Fall die Herzleistung nachhaltig schwächen. Die Folge einer akuten Entzündung kann eine dilatative Kardiomyopathie, also eine Herzvergrößerung mit ausgeprägter Herzschwäche, sein. Diese schränkt die Leistungsfähigkeit stark ein. Ist die Herzschwäche stark ausgeprägt, kann nur noch eine Herztransplantation die Rettung sein.
Kann man einer Herzmuskelentzündung vorbeugen?
Es gibt eine Reihe von Maßnahmen, die man ergreifen kann, um einer Herzmuskelentzündung vorzubeugen. Zuallererst sollte man versuchen, eine Infektion zu vermeiden, indem man darauf achtet, dass Hygienemaßnahmen eingehalten werden. Auch eine gesunde Ernährung und ein aktiver Lebensstil helfen, das Risiko einer Herzmuskelentzündung zu verringern. Regelmäßige körperliche Aktivität kann dazu beitragen, das Immunsystem zu stärken und die Ausbreitung von Viren oder Bakterien zu verhindern. Auch ein gesundes Gewicht kann helfen, das Risiko einer Myokarditis zu senken.
Vor allem aber gilt: Infekte sollte man ernst nehmen. Krank keinen Sport treiben und dem Körper Zeit geben zu regenerieren - das sind wichtige Präventionsmaßnahmen!
Herzmuskelentzündung: Wann ist Sport wieder erlaubt?
Wie bereits erwähnt, sind Menschen, die sich nach einem Infekt nicht ausreichend schonen, besonders gefährdet, eine Herzmuskelentzündung zu entwickeln. Daher raten wir, erst wieder mit dem Sport zu beginnen, wenn Sie sich auskuriert haben und sich fit und gesund fühlen.
Hat sich eine Myokarditis jedoch entwickelt, dann gilt es Sport und starke körperliche Aktivitäten sechs Monate lang ruhen zu lassen. Auch Treppensteigen und schwere körperlich Arbeit gilt es zu vermeiden. Betroffene können eine entsprechende Krankschreibung erhalten.
Selbst bei einer leichten Form der Myokarditis ist es notwendig, sich zu schonen. Herzschwäche, Herzrhythmusstörungen und plötzlicher Herztod können andernfalls drohen. Erst nach einer Erholungszeit von etwa sechs Monaten hat sich die Herzfunktion wieder komplett erholt. In einer Kontrolluntersuchung sollte das von ärztlicher Seite im besten Fall festgestellt werden.
Fazit
Menschen jeglichen Alters, auch gesunde Menschen, können an einer Herzmuskelentzündung erkranken. Häufig ist eine verschleppte Virusinfektion die Ursache und die Symptome sind nicht immer leicht zu erkennen. Mit körperlicher Schonung besteht die Chance, dass die Erkrankung ohne Komplikationen ausheilt. Anderenfalls kann es zu Herzschwäche, Herzrhythmusstörungen oder sogar zum plötzlichen Herztod kommen.
Quellen: Deutsche Herzstiftung e. V.